Erdbeerkirsch :3

Donnerstag, 10. Mai 2012

Part I


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Begierde
Jeder kennt sie
Jeder Seele ist sie vertraut
Ein roter glühender Magnet,
der von einer unbändigen Kraft angezogen wird
Willens ist, sich von dieser Kraft ganz kontrollieren zu lassen
Bis zu einem gewissen Grad
Sie ist nicht schlecht
Aber sie kann es werden
Ein schwarzer Schleier der sich vor die Augen legt,
den Blick verdunkelt
die Sinne trübt
Begierde
Sie ist gut und Recht
Solang man sie im Auge behält...



Die rostige Glocke verkündete altersschwach das Eintreten eines neuen Kunden. Herr Honigweiß hob den zittrigen Blick der schon alles gesehen und viel mehr noch, alles durchschaut hatte. 
Auf seinen dünnen Lippen machte sich ein herzliches Lächeln breit. Schnell verschloss er mit geübten Handgriffen eine kleine metallene Dose, deren Inhalt die Luft mit einem scharfen Duft erfüllt hatte, und liess sie unter dem Tisch verschwinden.

„Verehrtes Fräulein Kleinblüm, was verschafft mir die Ehre?“ sprach er mit volltönender Stimme. Sein Aussehen mochte in den letzten fünfzig Jahren gelitten haben, die stählernen Muskeln waren Puddingartiger Stränge gewichen, die gesunde braune Haut war matt geworden, seine imposante fast zwei Meter hohe Gestalt war buckelig und klein geworden,  aber seine Stimme, die Stimme war immer noch die des Abenteurers der für ein einziges ominöses Kraut hunderte Meilen weit gewandert war. 
Oder eine einzige Frau… 

Er hüstelte um seine Gedanken wieder auf das zierliche Mädchen mit den honigfarbenen Locken und den dunklen Augen zu richten, das süßlich lächelnd vor seiner Theke stand, den seidenen Sonnenschirm in Händen wand und versuchte sich ihre Krankheit nicht anmerken zu lassen. 
Doch Herr Honigweiß hatte bereits beim Eintreten den rasselnden Atem vernommen und das krampfartige heben und senken der mageren Brust.

„Ich…. Brauche….“ Sie hielt kurz inne um zu Atem zu kommen, setzte neu an doch Herr Honigweiß fiel ihr ins Wort.

„Ah die Blütenzeit. Fräulein Kleinblüm wenn Ihr in meine bescheidene Apotheke Einzug haltet weiß ich das der Frühling es ebenso tut.“ Er zwinkerte verschmitzt als das Mädchen ihn dankbar anlächelte. Sie legte ihre behandschuhten Finger auf die Brust und begann tief ein und aus zu atmen, eine Prozedur die sie seit fast zwölf Jahren jeden Frühlingsbeginn tat damit Herr Honigweiß die schwere ihres Asthmas einschätzen und die richtigen Medikamente zusammen mischen lassen konnte.

„Ahja, es ist wohl wieder Zeit für das Wundermittel. Merkwürdig, letztes Jahr war Euer Asthma nicht so schlimm, ich hatte gehofft Euer Körper hätte sich endlich an die Pollen gewöhnt. Naja was soll man machen.“ Er hob den Finger und bedeutete ihr zu warten. Mit wackeligen Schritten, da seine alten Beine nicht mehr so wollten wie er, ging er in das Hinterzimmer. 

Ein gelbstichiges Augenpaar legte in der schummrig beleuchteten Kammer, den Blick auf ihn.
„Es ist schlimm oder?“ fragte die samtige schwarze Stimme seiner Ehefrau.
„Ja, du musst ihr die unverdünnten Öle geben.“ Herr Honigweiß kratzte sich nachdenklich an seinem kahler werdenden Schädel, beobachtete die pechschwarzen Hände seiner Frau dabei wie sie hochwertige Öle mischte und sie mit Wachs verschloss. Sie reichte ihm das Fläschchen.
„Auf einem Löffel Honig, zwei Mal täglich.“ Raunte sie, küsste ihn auf die Wange und scheuchte ihn hinaus in den Verkaufsraum wobei die Kunterbunten Tücher die sie um den Körper geschlungen hatte, laut raschelten.

Als Herr Honigweiß in den Verkaufsraum trat, stand Fräulein Kleinblüm am Ende des Raumes, tief in ein Regal gebeugt.
„Fräulein? Sucht Ihr etwas Bestimmtes?“ Sie zuckte zusammen. „Ich….. dachte….. ich hätte….. etwas….“ Sie holte Luft. „Ge…se…hen…“ mit leisen Schritten tänzelte sie beinahe zu ihm zurück.
„Oh das war bestimmt nur der Junge, keine Sorge ich hatte ihn mit dem Sortieren der Flaschen beauftragt.“
Fräulein Kleinblüm lächelte, nickte und nahm das Fläschchen entgegen. Gold wechselte den Besitzer und das Fräulein verliess die Apotheke.

Herr Honigweiß strich sich über den grauen Schnurrbart. Einige Flaschen klirrten, schlurfende Schritte erklangen, eine hagere Gestalt ging an ihm vorbei und dann herrschte Stille.

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2 Kommentare:

  1. Mir gefällt Dein Schreibstil. Wie geht's weiter??? ^^

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  2. Ohh richtig toll! Wie, als ob man eben ein Buch aufgeschlagen hat! Bin gespannt! :)

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